Im Jahr 2016 erhielt der Neudorfer Joachim Gerstenberger mit 82 Jahren und nach über 50 Jahren ehrenamtlicher Trainertätigkeit im Skilanglauf vom ehemaligen Landrat Frank Vogel einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk überreicht. Im Oktober 2024 wird „Achim“, wie er von vielen genannt wird, 90 Jahre alt. Er hielt sich gerne im Hintergrund auf und deshalb fällt es schwer Fotos von ihm beim Training oder von Wettkämpfen mit seinen Sportlern zu finden.
Dazu passend ein Spruch, den Jürgen Haase (Schatzmeister des SV Neudorf) über ihn sagte: „Achim ist ein Huhn, das Eier legt. Keins, das gackert.“
Viele Medaillen bei nationalen und internationalen Meisterschaften, darunter zwei Mal Olympiagold, ein Mal WM-Gold und zehn Goldmedaillen bei Juniorenweltmeisterschaften gehen auf die Nachwuchsarbeit des Trainers zurück. Geblieben sind bei ihm viele schöne Erinnerungen an die Trainingsjahre mit den Kindertrainingsgruppen. Diese hielten ihn stets jung und gesund, wie er einst selbst sagte. Generationen von Kindern durchliefen die Einheiten, welche er fünf bis sechs Mal wöchentlich durchführte. Keiner musste kommen, sich an- oder abmelden, wer da war, der war eben da. Und weil er das Training stets gut gelaunt, mit viel Spaß, geduldig leitete und spielerisch gestaltete, kamen die Kinder immer gerne und häufig. Wenn man die mittlerweile Erwachsenen nach dem Training bei
„Achim“ fragt, erinnern sich alle voller Freude zurück und nicht wenige brachten wiederum ihre Kinder nach Neudorf zum Langlauftraining.
Im Wald wurde Fangen und Verstecken gespielt, gerannt und natürlich Gymnastik gemacht - bei der er stets die Übungen mitmachte und über die Beweglichkeit des Übungsleiters bis ins hohe Alter gestaunt wurde. Möglichst einfach wurden die Einheiten gestaltet und im Winter wurden die Spuren selbst in den Schnee getreten, der Übungsleiter - ohne Mütze, was über die Jahre eine Art
Markenzeichen wurde - vornweg und die Kinder hinterher.
Zu DDR-Zeiten betreute er vor allem die Mädchen ab der vierten bis zur sechsten Klasse am TZ Neudorf und die besonders talentierten, wie Birgit Schreiber, Gaby Nestler und Viola Bauer schafften den Sprung an die KJS nach Oberwiesenthal, wo sie zu Weltklasseathletinnen geformt wurden. Dies geschah durch die Erfolgstrainer Werner Nauber und Heinz Nestler, ebenfalls einem Neudorfer. Zu beiden hielt Joachim stets engen Kontakt, holte sich Tipps vor Spartakiaden und wichtigen Wettkämpfen. Er freute sich, wenn die einstigen DDR-Auswahltrainer vom SC Traktor seltenes Wachs zur Skipräparation nach Neudorf gaben.
Nach der Wende trainierten gemischte Gruppen ab der ersten bis zur sechsten Klasse bei ihm, u.a. die erfolgreichsten Steve Ullmann, Marie-Christin Kloss, Katharina Hennig und Anne Buchmann. Aus dem Schrank holt der ehemalige Übungsleiter zahlreiche Zeitungsartikel, viele Postkarten und wenige Fotos.
Postkarten von Großereignissen, wie der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Lathi 1978 von Birgit Schreiber oder von 1985 in Seefeld von Gaby Nestler, den Olympischen Spielen in Salt Lake City 2002 von Viola Bauer.
Auch Grüße von Trainingslagern am Dachsteingletscher (Österreich) oder dem Belmeken (Bulgarien) befinden sich darunter.
Anrufe und Besuche „seiner“ Olympiasiegerinnen, Viola Bauer oder Katharina Hennig machten ihn sehr stolz. Wichtiger als die Auszeichnungen sind ihm diese Wertschätzungen und zeigen die enge Verbundenheit der Sportler zur ihrem „Entdecker“. Seit 2008 hat nun Peter Weber das Traineramt der Langläufer beim SVN inne, aber auch schon vorher unterstützte er mit anderen Eltern den rüstigen Rentner und schaute sich so manches ab. Er betreute ebenfalls Katharina Hennig und Anne Buchmann. Zuletzt Hanna Hennig und Julia Schumann, die nun fleißig an der Eliteschule des Wintersports in Oberwiesenthal trainieren und für beachtliche Erfolge sorgen.
Die Talentschmiede des SV Neudorfs, die in Deutschland einen hohen Stellenwert hat, schmiedet also weiter heiße Eisen.
Dies wurde bei der Ehrung des Skiverbandes Sachsen im Juni 2024, wiederholt nach 2012, gewürdigt, man erhielt die Auszeichnung „Talentstützpunkt des Jahres“.
Andy Gerstenberger
Joachim Gerstenberger und Jochen Behle, davor mittig Katharina Hennig und Kinder der damaligen Trainingsgruppe (2006)
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